Schulhöfe abriegeln, Kinder nur noch zu zweit zur Toilette lassen?
Als erste Reaktion nordrhein-westfälischer Schulen auf die Missbrauchstaten von Krefeld hält der Lehrerverband NRW schnell umsetzbare, pragmatische Maßnahmen für vorstellbar. Zum Beispiel könnten Lehrkräfte Kinder zu zweit zur Toilette schicken: „Wenn jemand während des Unterrichts raus muss, wäre das eine Lösung“, sagte der Präsident des Lehrerverbands, Andreas Bartsch, unserer Redaktion.
Für grundsätzlich möglich und vertretbar hielte er eine Kamera-Beobachtung von bestimmten Arealen, beispielsweise Zugängen zum Gelände. „Und vielleicht müsste ein Hausmeister einen guten Beobachtungspunkt haben, von dem aus er Eingangsbereiche überblicken kann.“
In Krefeld soll sich ein 26-Jähriger am Mittwoch nacheinander in die Toilettenanlagen von zwei verschiedenen Grundschulen geschlichen und dort jeweils ein Kind sexuell missbraucht haben. Beide Einrichtungen informierten sofort die Polizei, die eine Fahndung einleitete. Kurz darauf wurde ein Verdächtiger gefasst. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehl wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern.
Die Tat befeuert nicht nur in Krefeld die Debatte um Sicherheit an Schulen. Lehrerverbandspräsident Andreas Bartsch warnte aber vor weitgehenden Forderungen. „Wollen wir so weit gehen, dass Security-Leute die Eingänge kontrollieren? Dass wir geschlossene Tore haben, die man nur mit spezieller Zugangsberechtigung öffnen kann? Das wäre eine unerträgliche Situation“, sagte er. „In einer Schulgemeinschaft kann man wachsam sein. Aber: Schulen sind öffentliche Gebäude. In einem öffentlichen Raum kann man keine völlige Sicherheit herstellen.“
Zudem dürfte der Vorfall nicht nur mit Blick auf den Schulalltag Ängste auslösen, hält er vor Augen. „Das wird viele Eltern verunsichern, die sich fragen: Kann ich mein Kind noch auf die Straße lassen, kann ich mein Kind alleine zum Sport gehen lassen?“
Die Polizei verstärkte am Donnerstag ihre Präsenz im Umfeld der betroffenen Einrichtungen, um Eltern, Schülern und Lehrern Sicherheit zu vermitteln und als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Eine erhöhte Gefahr gebe es dort nicht, betonte die Polizei – es gebe keinen Hinweis auf einen zweiten Täter.
Der Beitrag über die Missbrauchstaten ist am Donnerstag, 21. November 2024, bei RP-Online erschienen.
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