„Wir müssen die Finanzierung von Schulen ganz neu denken“
NRWL: Klimagerechte Schulen schaffen / Fortschritt nur mit weniger Bürokratie möglich
Die Pandemie hat schonungslos die Defizite im Schulbereich deutlich gemacht. Nach Ansicht des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands (NRWL) ist es höchste Zeit, jetzt insbesondere zwei Bereiche gezielt anzugehen: Klimagerechte Schulgebäude zu schaffen und neue, unbürokratische Wege der Schulfinanzierung zu finden. „Das sind zwei große Aufgaben, die unsere Gesellschaft anpacken muss. Wir müssen das Thema Bildung auf die Pole Position setzen“, betont Andreas Bartsch, Präsident des NRWL.
Nur klimagerechte, gesunde Schulen ermöglichen auch ein gutes Lernklima. „Gute Räumlichkeiten sind einfach eine Grundvoraussetzung für gutes Lernen. Im Idealfall sollten Kinder das Klassenzimmer als Wohnzimmer empfinden. Doch davon sind wir noch meilenweit entfernt“, erläutert Bartsch. Allein in NRW gebe es an den Schulen Sanierungsbedarf in Milliardenhöhe. Hier müsse endlich etwas passieren. „Das betrifft zum Beispiel untragbare Zustände in vielen Schultoiletten. Und auch anderthalb Jahre nach Beginn der Pandemie gibt es immer noch Klassenräume, in denen die Fenster gar nicht geöffnet werden können“, kritisiert Bartsch. Dieser Sanierungsstau an den Schulgebäuden müsse dringend aufgelöst werden. Eine dänische Studie hat kürzlich ergeben, dass die Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern um 2,9 Prozent steigt, wenn die Klassenräume Luftfilter haben. „Gutes Klima brauchen wir auch in Klassenzimmern. Unsere Schulen müssen die schönsten und innovativsten Deutschlands werden“, benennt Bartsch das Ziel.
Um das zu erreichen, ist nach Ansicht des NRWL ein neues Finanzierungssystem für Schulen unerlässlich. „Der Digitalpakt hat gezeigt, dass nicht das Geld das Problem ist, sondern der Weg des Geldes in die Kommunen“, erläutert Bartsch. Aus diesem Grund seien von den bereitgestellten 5,5 Milliarden Euro nach wie vor erst 585 Millionen Euro abgerufen worden. „Wir müssen die Finanzierung ganz neu denken“, fordert Andreas Bartsch. Zentral seien entschlackte und kurze Wege, damit das Geld auch schnell abgerufen werden kann. Bislang sehe es so aus: Um Gelder aus dem Digitalpakt zu erhalten, müssen Schulen ein umfangreiches, sehr detailliertes Konzept einreichen. „Das ist offenbar formal so kompliziert und aufwändig, dass viele Schulen und Kommunen darauf verzichten. Das kann natürlich keine Lösung sein“, erklärt Bartsch. Sowohl Kommunalpolitik, als auch Landes- und Bundespolitik müssten sich jetzt gemeinsam zusammensetzen, um diese Probleme bei der Finanzierung von Schulen grundsätzlich zu hinterfragen.
Ein ähnliches Bild wie beim Digitalpakt zeigt sich nach Angaben des NRWL auch bei den Luftfiltern. Das Land NRW hat dafür insgesamt 90 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, 40 Millionen davon stammen aus Bundesmitteln. Auch hier sind erst 20 Prozent abgerufen worden. Bartsch: „Das ist alles unglaublich frustrierend. Hier sind Verwaltung und Politik in der Pflicht. Wir brauchen wirklich dringend einen Aufbruch für Bildung und erwarten eine Offensive der neuen Bundesregierung.“