„Schulen müssen über Wahlprogramme informieren“ NRWL: Im Unterricht breite politische Bildung vor der Bundestagswahl vermitteln
Der Nordrhein-Westfälische Lehrerverband (NRWL) appelliert an die Schulen, vor der Bundestagswahl verstärkt über die Parteien und deren Wahlprogramme zu sprechen. „Die Halbwahrheiten aus den sozialen Medien sind nicht geeignet, um die politische Willensbildung zu fördern. Zu oft sind die Inhalte dort verkürzt oder enthalten einfach Fake News“, kritisiert Andreas Bartsch, Präsident des Nordrhein-Westfälischen Lehrerverbands.
In den nächsten Wochen müssten die Schulen die Erstwähler im Blick haben und sie befähigen, sich mit den Themen sachlich und neutral auseinanderzusetzen. „Sinnvoll kann es sein, wenn sich Schülerinnen und Schüler im Unterricht konkret mit den Wahlprogrammen aller Parteien beschäftigen – und zwar selbstverständlich unter Beachtung des Neutralitätsgebots, zu dem Schulen ja verpflichtet sind“, erläutert Bartsch. Es geht nach Ansicht des NRWL keinesfalls darum, dass Lehrkräfte für eine bestimmte Partei Empfehlungen aussprechen. Auch Nordrhein-Westfalens Schulministerin Dorothee Feller hatte kürzlich auf das Neutralitätsgebot verwiesen.
Fake News im Unterricht entlarven
„Vereinbar mit dem Neutralitätsgebot ist es laut Verfassung aber unbedingt, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen. Das heißt, Lehrkräfte dürfen und müssen antidemokratischen, rassistischen, extremistischen und antisemitischen Äußerungen deutlich entgegentreten“, unterstreicht Andreas Bartsch. Seiner Ansicht nach brauchen Schülerinnen und Schüler eine fundierte Grundlage, um eine Wahlentscheidung treffen zu können. Deswegen sei Demokratieerziehung relevant für alle Fächer, insbesondere aber für Politik, Sozialwissenschaften und Geschichte.
„Junge Leute informieren sich heute vorwiegend in den sozialen Medien. Schulen müssen ihnen ermöglichen, sich mit den Aussagen der Parteien auseinanderzusetzen, damit nicht Fake News zu einer Wahlentscheidung führen“, so Bartsch. Gerade auf Social Media werde es immer schwieriger, zwischen wahren und falschen Informationen zu unterscheiden. „Mein Eindruck ist, dass auch politische Gespräche in den Familien früher häufiger stattgefunden haben. Gerade durch Social Media haben die Jugendlichen Informationsquellen heute immer zur Hand und sehen vielleicht auch gar keinen Bedarf, darüber mit Erwachsenen zu sprechen. Deshalb bleibt vieles unhinterfragt und an der Oberfläche.“
Eine Auseinandersetzung mit den Wahlprogrammen vor der Bundestagswahl schult nach Ansicht des NRWL auch die Medienkompetenz der jungen Menschen. Diese sei für Schülerinnen und Schüler unerlässlich, um Nachrichten und Beiträge in der digitalen Welt kritisch zu hinterfragen.