„Anforderungen an den Lehrerberuf nicht absenken“
NRWL befürwortet klare Maßstäbe für Studium, Referendariat und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern
Der Nordrhein-westfälische Lehrerverband (NRWL) unterstützt die neuen Empfehlungen zur „Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht“, die die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz heute vorgestellt hat.
„Wir begrüßen diese Empfehlungen, die klare Maßstäbe für die Lehrkräfteausbildung setzen. Die Kompetenzen der Lehrkräfte sind entscheidend für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler. Deshalb dürfen die Anforderungen an den Beruf nicht abgesenkt werden“, betont
Andreas Bartsch, Präsident des NRWL. Das Gutachten formuliert Ziele und Standards für Studium, Vorbereitungsdienst sowie Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften.
Für guten Schulunterricht sind nach Auffassung des NRWL drei Phasen in der Lehrkräfteausbildung unerlässlich: die fundierte fachliche Ausbildung an der Universität, ein 24-monatiges Referendariat mit der schulpraktischen Ausbildung sowie eine umfassende und regelmäßige fachbezogene Fortbildung.
„Wer einerseits Qualität in der Lehrerausbildung fordert, muss auch eine bewährte Länge von 24 Monaten Referendariat ermöglichen“, betont Bartsch. Von einer in einigen Bundesländern umgesetzten Verkürzung des Referendariats auf zwölf Monate hält der NRWL gar nichts. „Gerade die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie zeigen: Wer beste Lehrkräfte will, muss auch allerbeste Ausbildung garantieren, die auch eine bestimmte Länge haben muss“, erläutert Bartsch. In NRW dauert das Referendariat zurzeit 18 Monate.
Ein ganz neues Konzept braucht nach Ansicht des NRWL aber die Lehrkräfte-Fortbildung. Sie müsse attraktiver werden, vor allem mit Blick auf die Fachfortbildung. Zu oft würden allgemeine Fortbildungen angeboten und zu wenige fachspezifische Themen für den Fachunterricht.
Der NRWL weist zudem auf ein grundsätzliches Problem im Schulalltag hin: Lehrkräfte brauchen mehr Zeit. „Sie sind Fachkräfte für Unterricht, dafür sind sie ausgebildet. Sie sind keine Manager für Klassenfahrten. Vor allem müssen sie von der heute wirklich überbordenden Bürokratie entlastet werden. Deswegen brauchen wir unbedingt mehr multiprofessionelle Teams. Also Verwaltungsassistenten, Sozialarbeiter oder Psychologinnen, die die im Schulalltag unterstützen. Das funktioniert zurzeit leider nicht gut“, kritisiert Bartsch. Seiner Ansicht nach müssten die Kommunen hier stärkere Anreize setzen. „Diese Fachkräfte bekommen teilweise zu wenig Geld für ihre Arbeit, sodass Nachwuchskräften der Ansporn fehlt, diese Berufe zu wählen.“
„Schülerinnen und Schüler sind das Spiegelbild der Qualität ihrer Lehrkräfte. Wir spüren aber immer stärker, dass das Interesse am Lehramtsberuf bei jungen Leuten nachlässt. Das Thema Schule ist durchaus negativ belegt. Es muss eine gesellschaftliche Aufgabe sein, dem entgegenzuwirken“, unterstreicht Bartsch mit Blick auf den akuten Lehrkräftemangel an vielen Schulen.