Gewalt an Schulen: Wieso sich viele Lehrer schämen
“ (…) Lehrer werden im Unterricht gegen ihren Willen gefilmt, es kommt zu verbaler Gewalt und auch zu körperlichen Übergriffen“, berichtet auch Andreas Bartsch, Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbandes (NRWL). Laut ihm mangele es im Schulbetrieb an Strukturen, die derartige Konflikte zwischen Lehrern und Schülern auffangen.
Maßgeblich komme auch hinzu, dass sich viele der betroffenen Lehrer dafür schämten, wenn sie Gewalt durch ihre Schüler erführen. „Dann ist der Gedanke: Du hast deine Klasse nicht im Griff, du kannst dich nicht durchsetzen“, erklärt Bartsch.
Wie der Präsident des NRWL sagt, brauche es hier mehr Ehrlichkeit – und mehr Aufmerksamkeit. Nicht nur vonseiten der Lehrkräfte, sondern auch der Schülerinnen und Schüler. „Es gibt keinen Täter, der vorher nicht auffällig geworden ist“, meint Bartsch mit Blick auf das Verbrechen in Ibbenbüren. Etwaige gewalttätige Entwicklungen von Schülern gelte es zu beobachten. Offenheit und Transparenz seien gefragt, ebenso wie ein Ausbau von Sozialarbeit und psychologischen Diensten an Bildungseinrichtungen.
Wie aber konnte es überhaupt so weit kommen, dass die Gewalt an Schulen und gegen Lehrer zu einem solch großen Phänomen wurde? Laut Andreas Bartsch seien die Hemmschwellen der jungen Leute gesunken, aus Schulhof-Rangeleien würden mitunter handfeste Auseinandersetzungen. „Unser Eindruck ist, dass der Umgang miteinander robuster geworden ist“, so Bartsch.
Das sei unter anderem Ausdruck einer mangelnden Werteerziehung. „Wie gehen wir miteinander um, haben wir Respekt voreinander?“, formuliert Bartsch die Fragen, welche ihm zufolge nicht nur im gesamtgesellschaftlichen Kontext, sondern auch im Schulalltag vermehrt gestellt werden müssten.
Der gesamte Beitrag ist am Freitag, 13. Januar 2022, bei T-Online erschienen.